News aus Albanien
Weihnachten hat einen anderen Stellenwert in Albanien. Wie überall, versucht der Handel dieses Fest zu nutzen, doch tatsächlich wird Neujahr ausgelassener gefeiert. Und doch passieren zu Weihnachten besondere Dinge. Zum Beispiel Weihnachtsfeiern im Gefängnis. Gemeinsam mit unserem Pastor stehe ich (David) in der Sicherheitskontrolle eines Männergefängnisses in Tirana. Wir haben ein bisschen Knabberzeug und Cola für die Insassen mitgebracht. Die Gefängnisbeamten öffnen jede Packung, riechen an jeder Flasche. Nervös kontrolliere ich nochmal meine Taschen. Unser Pastor wurde einmal einen Tag in Arrest genommen, weil er ein 5-Lekë-Stück (umgerechnet weniger als 4 Cent) in seiner Tasche vergessen hatte. Aber, alles cool, ich bestehe die Sicherheitskontrolle. Bewaffnet mit unseren Instrumenten, machen wir uns durch Gittertüren und trostlose Gänge auf den Weg zum Versammlungsraum. Es ist kalt. Auf dem Weg werfe ich einen Blick in winzige Zellen mit mindestens vier Betten.
Ca. 20 Männer kommen heute zur Feier. Wir singen ein paar Weihnachtslieder, hören eine Geschichte von unserem Pastor und sitzen hinterher noch und reden. Ich erfahre, dass der Besitz von 1 Gramm Haschisch ebenso mit 2 Jahren Gefängnis bestraft werden kann, wie der Verkauf von 100 Kilogramm oder mehr (natürlich sind alle diese Männer nur deswegen im Gefängnis ). Ich erfahre von den Sorgen um die Familie da draußen und sehe zusammen Einsamkeit (die keiner zugeben mag. Im Gefängnis musst du eben stark sein). Ich erfahre, dass es in einem kleinen Land wie Albanien (halb so groß wie Bayern) über dreißig Gefängnisse gibt. Einer fragt, warum die Kriminalität in Ländern mit wenigen Gefängnissen niedriger ist, als in Ländern mit mehr Gefängnissen. Gute Frage… Hier sitzen Männer mit Hoffnungen und Fragen. Was können wir bringen? Heute eine schöne gemeinsame Zeit und die Nachricht, dass sie nicht vergessen sind von Gott und einigen Menschen. Und morgen?
Die meisten von euch kennen Weihnachten im Schuhkarton und ja, auch bei uns kommen diese Päckchen an. Jedes Jahr freuen sich die Kinder sehr auf die schönen Dinge, die es da gibt. Wiederum gemeinsam mit unserem Pastor mache ich mich auf in eines der Roma- und Sintiviertel von Tirana. Angekommen warten wir eine Stunde auf Miri, der unsere Gemeinde besucht. Miri ist Roma und war schwer drogenabhängig, bevor er in seinem Leben auf Jesus traf. Nun sammelt er die Kinder im Viertel zusammen, verteilt die Geschenke und sorgt dafür, dass die Aktion gesittet abläuft. Mit strahlenden Augen flitzen die Kinder nach Hause. Eine kleine Pause im tristen Alltag.
Dies ist ein kleiner Auszug aus dem Newsletter von Familie Kretschmer, die seit fast einem Jahr in Albanien lebt. Wer mehr über die Arbeit erfahren will bzw. diese gern unterstützen möchte, der melde sich bei: dav.kretschmer@web.de